Mittwoch, 17. Oktober 2012

Mad Circus - Eine Ballade von Liebe und Tod


Spanien / Frankreich 2010 - Originaltitel: Balada triste de trompeta - Regie: Álex de la Iglesia - Darsteller: Carlos Areces, Antonio de la Torre, Carolina Bang - FSK: keine Jugendfreigabe - Länge: 108 min.

Die Lächerlichkeit des Bösen

„Mad Circus“ ist die filmische Orgie eines Besessenen, der den schrecklichsten Abschnitt der spanischen Geschichte, den Bürgerkrieg zwischen Republikanern und Falangisten, in einem grellen und brutalen Exzess auf den Punkt bringt – gewalttätiger Wahnsinn.
1937: eine Zirkusvorstellung irgendwo in Spanien. Draußen hört man Schlachtenlärm, drinnen schaffen es die Clowns gerade so eben, den verängstigten Kinder ein Lachen zu entlocken. Dann stürmen Regierungssoldaten das Zirkuszelt und zwingen die Artisten, am Kampf gegen die faschistischen Milizen teilzunehmen. Verzweifelt laufen die Artisten in ihren lächerlich wirkenden Kostümen mit den Republikanern in den Kampf. Als deren Hauptmann im Kugelhagel fällt, richtet der „lustige Clown“ wutentbrannt mit einer Machete ein Blutbad unter den faschistischen Milizen an. Er wird gefangen genommen, aber nicht füsiliert, sondern zu jahrelanger Zwangsarbeit verurteilt.
Jahre später versucht sein Sohn Javier den Vater zu befreien. Aber mit seiner Aktion verursacht er lediglich dessen Tod. Das Einzige, was ihm von seinem Vater bleibt, ist dessen Rat, dass man Erniedrigung nur überwinden kann, indem man Rache übt. Damit ist Javiers Schicksal vorgezeichnet.

Realismus oder gar Subtilität gehören gewiss nicht zu den prägenden Fähigkeit von Álex de la Iglesia. Der spanische Regisseur setzt auf Splatter, Body-Horror und absurde Komik. Das gegenseitige Abschlachten von Regierungssoldaten und faschistischen Milizen ist eine dieser grellen Absurditäten, die in erdrückend physisch präsenten Bildern und dabei fast genüsslich die Bestialität aller Beteiligten frei legt.
Die Szene funktioniert wie Metaphysik aus dem Comicbuch: Hier kämpfen nicht die Guten gegen die Bösen, sondern das Böse entlädt sich in einer Art von kollektiver Besessenheit. Jeder Anflug botmäßiger Betroffenheit wird durch den Irrwitz konterkariert, mit der sich der mordende „lustige Clown“ in Frauenkleidern durch die Reihen der Gegner metzelt: Blutfontänen spritzen, eine Comic-Ästhetik, bei der nur noch die Sprechblasen fehlen. Àlex la Iglesia zeigt, wovor andere zurückschrecken: das Bestialische, das Böse im Menschen ist (auch) lächerlich.

Dekonstruktion der Conditio Humana

Wie de la Iglesias „El dia de la bestia“ (Aktion Mutante, 1995) ist „Mad Circus“ eine Horror-Komödie, Freak-Show inklusive. Es überrascht nun wirklich nicht, dass der spanische Regisseur den großen Stummfilm-Horrormeister Tod Browning (sein „Freaks“, 1932, war bereits ein Tonfilm und wer ihn auf YouTube sehen möchte, muss eine Alterserklärung abgegeben) zu seinen Vorbildern zählt.
In seinen Kommentaren zu „Mad Circus“ hat de la Iglesia nun wirklich alles getan, um seinen Film vom Verdacht des Tiefgründigen zu befreien. Ein Bild von einem mordenden Clown habe er vor Augen gehabt und daraus habe er dann eine Geschichte machen wollen. Eigentlich sollte der Clown kleine Kinder massakrieren, aber dann dachte er sich, dass er für so einen Film keinen Produzenten finden würde. Also habe er nach einem Grund für den Zorn des Clowns gesucht und da sei ihm halt der Spanische Bürgerkrieg in den Sinn gekommen.
Irgendwie befindet sich de la Iglesia, der Meister des Morbiden und des post-modernen Splatterfilms in erlesener Gesellschaft: die Coen Brothers sondern ja auch nicht gerade intellektuell Bahnbrechendes zu ihren Filmen ab.
Alles nur Spaß?
Doch wie geht es weiter?

Einige Jahre später, es ist 1973 und das Franco-Regime steht kurz vor seinem Ende, heuert der nun erwachsene Javier (Carlos Areces) bei einem Zirkus an. Als „trauriger Clown“. Denn sein Vater hatte ihm prophezeit, dass jemand wie er, der all das Schreckliche gesehen hat, Kinder keineswegs zum Lachen bringen könne. Also bleibt nur der „traurige Clown“.
De la Iglesia spült in der Folge alles Politische und Historische aus dem Film und reduziert das Thema auf die Dekonstruktion des Allzumenschlichen. Heraus kommt eine teuflische Ménage à trois, in der sich der sich der fette, hässliche Javier unsterblich in die schöne Artistin Natalia (Carolina Bang) verliebt, die ihrerseits mit Sergio (Antonio de la Torre mit einer denkwürdigen Leistung), dem „lustigen Clown“ liiert ist.
Hier hat sich ein Trio Infernal zusammengefunden, das seinesgleichen sucht, und de la Iglesia braucht nur wenige Szenen, um fast holzschnittartig ein allegorisches Bestiarium zu skizzieren, in dem allerdings nicht Tiere, sondern Menschen die Hauptrolle spielen: Sergio, der das kindliche Publikum professionell liebt, ist privat ein sadistischer Psychopath, der seine Geliebte immer wieder brutal zusammenschlägt, Natalia ist eine pathologische Masochistin, die den brutalen Sex genießt, der nach der Tracht Prügel fällig ist, und Javier ist so fett und hässlich, dass sein Begehren für Natalia von da la Iglesia wie eine offenkundige Absurdität inszeniert wird.
Auch Javier kann den Folter-Clown nicht von seinen Missetaten abhalten und landet übel malträtiert im Krankenhaus. Dort hat er eine Vision und als er in den Zirkus zurückkehrt, überrascht er Natalia und Sergio beim Sex. Javier fällt über seinen Nebenbuhler her und zertrümmert ihm mit einer Trompete das Gesicht. Javier muss fliehen, der Zirkus hat seinen Star Sergio verloren, das Trio Infernal ist gesprengt.

Alex de la Iglesia hat eine ganz eigene Vorstellung von der Conditio Humana, und diese ist nicht analytisch, schon gar nicht psychoanalytisch. Es sind Lächerlichkeit und Hässlichkeit, die das Pendant von Brutalität und Gewalt sind. Während Browning mit seinen verkrüppelten Hauptdarstellern Ekel und Ablehnung provozierte und damit auch zeigte, wie sehr der Mythos des erstrebenswert körperlich Schönen unsere Wahrnehmung relativiert, scheint es de la Iglesia zu genießen, seine „Artisten“ wie in einem Gemälde von Hieronymus Bosch vorzuführen, fast dämonisch, als Fratzen: als Javier Sergio und Natalia beim Sex überrascht, sieht er die beiden hinter einem Vorhang wie die Silhouetten eines Scherenschnitts, Natalia schiebt lüstern die Zunge nach vorne, während sie heftig von hinten genommen wird. The Beauty and the Beast wird in de la Iglesias Ästhetik in das (weibliche/männliche) Biest und den Hässlichen verwandelt.
Später wird Javier nackt vor seinen Häschern durch den Wald fliehen und sich wochenlang von Aas ernähren. De la Iglesia zeigt den romantisch Verliebten in seiner ganzen Hässlichkeit, lässt auch nicht zu, dass sich die Kamera vom stummelkurzen Penis des Darstellers abwendet. So etwas zu spielen und überhaupt mit sich geschehen zu lassen, erfordert Mut. Carlos Areces scheint ihn zu haben.
Das löst Ekelgefühle aus, womöglich auch männliche Ängste. Und so darf sich der Zuschauer entscheiden, ob de la Iglesia hier lustvoll das Bild des iberischen Machos dekonstruiert oder und eine infantile Version mittelalterlicher Weltsicht à la Bosch liefert: der Mensch ist schlichtweg böse. So einfach ist es aber nicht.

Bizarre Gewaltexzesse

Dann beginnt der Body Horror. Javier wird von einem Colonel der spanischen Armee, seinem alten Widersacher aus Kindertagen, im Wald aufgelesen. Der rächt sich, indem er Javier bei der Jagd als menschlichen Hund für’s Apportieren einsetzt. Dabei beißt Javier während einer Jagd dem Diktator Franco in die Hand, flieht erneut und hat eine religiöse Vision, in der ihm Natalia als Gottesmutter erscheint. Nun brechen alle Dämme: der „traurige Clown“ deformiert sein Gesicht mit ätzender Lauge und einem Bügeleisen (alles lustvoll naturalistisch von de la Iglesia ins Bild gesetzt) und zieht in einem Bischofsgewand und etlichen  Maschinenpistolen los, um seine geliebte Natalia für sich zu gewinnen. Diese aber entscheidet sich erneut für Sergio, dessen Gesicht auch so grotesk entstellt ist wie das seines Widersachers. Der „lustige“ und der traurige“ Clown sind nur noch Zerrbilder, Cronenbergs Body-Horror lässt grüßen.

Der große Showdown findet dann in den schwindligen Höhen eines Turm in Kreuzform statt, der natürlich das Monumento Nacional de Santa Cruz del Valle de los Caídos (Nationalmonument des Heiligen Kreuzes im Tal der Gefallenen) sein soll. Hier allerdings folgt der Zusammenschluss von Geschichte und Unterdrückung, Geschichtsdeutung und Schmuddelkino. Das Monumento ist nämlich nicht nur ein bauliches Symbol des spanischen Faschismus, dort befindet sich auch die Grabstätte Francos und in einem angrenzenden Schrein ruhen die Gebeine von über 30.000 Toten des spanischen Bürgerkriegs – Falangisten und Republikaner.
Natalia, Sergio und Javier klettern im großen Finale auf dieses Monument: ein wenig „King-Kong, ein wenig „North by Northwest“, alles mit einem Schuss Gothic Horror. Am Ende stirbt die Frau einen wunderschönen Kinotod und Sergio und Javier werden im Polizeiwagen fortgebracht: Sergio schüttet sich aus vor Lachen und Javier weint. Abspann.

Buñuel meets Tarantino

„Mad Circus“ ist ein beeindruckender Film. Eigentlich so ziemlich das Beste in Sachen Trash, was ich in den letzten Jahren gesehen habe. Im Filmclub gab es dafür eine Eins, eine Zwei und eine Fünf. Das liebe ich, denn wo sich die Geister so extrem scheiden, steckt meistens etwas Spannendes dahinter.
Und die Kritik? Abscheulich und ekelerregend sei der Film, widerwärtig und verlorene Zeit obendrein, die Schauspieler seien miserabel, die Dialoge ein Elend, die Anschlüsse passten nicht, jedes scheußliche C-Movie aus der Schmuddelecke der Videothek am Bahnhof sei um Klassen besser als dieser erbärmliche Film.
Himmel, das erinnert mich doch an etwas.
Was war es denn noch?
Richtig: da gab es doch einen anderen spanischen Regisseur, der ebenfalls abscheuliche und blasphemische Filme gemacht hat: Luis Buñuel. Der hat uns bis in die späten 1970er Jahre mit schlimmen Filmen traktiert, die surreal, obskur und subversiv waren, Kirche und Bürgertum aufs Korn nahmen, allerdings mit weniger Blut. L’âge d’or“ (1930), den man heute in der Schule als Filmkunstkunstwerk vorführt, wurde in Frankreich verboten, „Viridiana“ (Goldene Palme in Cannes 1961) war wegen seiner vermeintlichen Blasphemien der größte Kino-Skandal im faschistischen Spanien. Keine Sorge, Álex de la Iglesia ist kein zweiter Buñuel, aber mit Preisen hat man ihn für „Mad Circus“ auch zugeschüttet: er erhielt in Venedig 2011 die Preise für die Beste Regie und das Beste Drehbuch. Jury-Präsident Quentin Tarantino soll entzückt gewesen sein.

Die Ballade der traurigen Trompete

„Mad Circus“ ist alles andere als eine lineare politische Parabel, auch wenn man den Zirkus und seine Artisten, den eifersüchtigen Elefanten und den fliegenden Motorrad-Künstler, der wie ein ein Running Gag immer wieder gegen eine Wand fliegt, durchaus als Bild der zerrissenen spanischen Gesellschaft der 1980er und 1990er Jahre lesen kann.
Álex de la Iglesia hat sich einiges zu „Mad Circus“ entlocken lassen, er hat an seine Kindheitserinnerungen im Franco-Regime erinnert, an die Terroranschläge des Widerstands, die er als Kind als beängstigenden und absurden Spuk erlebte, aber auch irgendwie neugierig wahrnahm. Und „Mad Circus“ beginnt schließlich auch mit den Frankisten und endet dort, wo sie sich ein verkitschtes Bauwerk für die Ewigkeit hingesetzt haben. Für dieses morbide Denkmal der Bewegung ließ Franco über 20 000 Menschen schuften, Tausende starben an den mörderischen Arbeitsbedingungen. Das alles, und dazu noch der Autobombenanschlag des ETA auf Carrero Blanco, den designierten Nachfolger Francos, hat de la Iglesia in seinen Film eingebaut.
Man kann also durchaus etwas Politisch-Allegorisches in den Film hineinlegen, darf aber nicht übersehen, dass der Regisseur die eigenen Schreckensbilder und das historisch Verbriefte wie ein schlecht erzogenes Kind abarbeitet, als ein leicht infantiler Hieronymus Bosch sozusagen. Àlex de la Iglesia hat erklärt, dass Antagonismen zerstörend sind: Schwarz und Weiß genauso wie die Besessenheiten der Liebe und des Hasses, der Ideologie und der Gewalt. Aber er hat auch wie ein ungezogener Schuljunge angedeutet, dass er seine Verstümmelungsphantasien bei einem frühen Stummfilm Tod Brownings geklaut hat. Von jedem etwas. Anything goes.

Das Ganze ist also nicht nur inhaltlich ein postmodernes Patchwork, sondern auch ästhetisch. „Mad Circus“ entpuppt sich folgerichtig als Melange verschiedener Stile. In der Titelsequenz ist schon das ganze Programm des Films enthalten: de la Iglesias Ikonographie des 20. Jahrhunderts ist eine Mixtur aus Pop- und Kino-Ikonen, Bildern von Hitler, Franco und passenderweise solche Filmmonstern, dazu Ansichten des Krieges und der Zerstörung, aber auch Gemälde von Hieronymus Bosch und Matthias Grünewald. Und so geht es auch weiter: es gibt grandiose Massenszenen wie bei Sergio Leone, dann folgt surreal und Buñuel-like ein Aufeinandertreffen von religiösen Symbolen und Tierkadavern, Dreck und Scheiße. Dazu absurde Dialoge und stilisierte Gewaltdarstellung wie bei Tarantino, Body-Horror wie in Cronenbergs „eXistenz“ und ein schauerlich-schöner Look wie in den alten Universal-Horrorfilmen. Und kurz vor dem Ende steht Javier mitten in einem Kinosaal und auf der Leinwand sieht er tränenüberstömt das große Melodram «Sín un adiós» von Vicente Escrivá. Dort singt Raphael, der große spanische Popstar der 1960er und 1970er Jahre als Clown die todtraurige „Ballade von der traurigen Trompete, die um eine Vergangenheit weint, die gestorben ist“. Dort erscheint Javier der tote Vater und gibt seinem wahnsinnig gewordenen Sohn sein Motto mit auf den Weg: „Humor ist etwas für die Schwachen. Wenn dein Publikum nicht lacht, dann erschreck es zu Tode.“
Das hat schon etwas, die Bilder sind schön und durchgeknallt und „Mad Circus“ wirkt beim ersten und auch beim zweiten Mal wie eine filmische Dampframme, die vor Erzähllust überquillt.
Ein wenig problematisch ist das schon, denn alles hat seinen Preis. Wer nicht die Konnotationen und den Eklektizismus des postmodernen spanischen Kinos kennt, wird an der blutigen Fassade von „Mad Circus“ kleben bleiben. Die anderen laufen in die Falle der Beliebigkeit und kleistern den Film mit Bedeutungen zu, die er ja auch herausrückt. Man kann allerdings auch immer etwas ganz Anderes in „Mad Circus“ entdecken. Anything goes.

Einen besseren Zugang zu dem Film erhält man, wenn man den Spaß am Regelbruch als kulturelles Phänomen kennt, wie es nach Francos Tod in der Movida Madrileña aufkam, und die Lust am El Kitsch Español, von der die Generation spanischer Filmemacher in den 1990er Jahren beeinflusst war. Und es kann auch nicht schaden, ein Gefühl für die Filme Pedro Almodóvars zu besitzen, der von diesen Einflüsse ebenfalls geprägt wurde. Doch während sich Almodóvars Melodramen ziemlich kompatibel für das internationale Kino erwiesen, sitzt Álex de la Iglesia weiterhin in seiner Schmuddelecke, macht seine hässlich-schönen Filme und wird dafür ostentativ mit spanischen Filmpreisen geadelt.

Persönlich erinnert mich „Mad Circus“ an das Schmuddelkino, in das man sich früher geschlichen hat, um in Mitternachtsvorstellungen mit weit aufgerissenen Augen George A. Romeros „Dawn of the Dead“ zu sehen.
Der ist ja bis heute verboten, aber je älter man wird, desto besser versteht man, warum die Zombies so gerne in die Shopping Malls zurückkehren. Denn irgendeinen Nerv trifft das Schmuddelkino immer ziemlich treffsicher, vielleicht werden jene, die sich heute vor „Mad Circus“ ekeln, das in 20 Jahren auch so sehen.

Noten: BigDoc = 1, Klawer = 2, Melonie = 5

Kritiken

 „Es ist diese Art makabren Humors, gepaart mit oftmals schockierend brutalen Gewaltszenen, die aus «Balada triste de trompeta» einen beunruhigend ambivalenten Film macht, der sich in seinem barock ausufernden Metaphernreichtum jeder einfachen Interpretation entzieht. Am letztjährigen Festival Venedig, wo der Film Premiere hatte und unter Jurypräsident Quentin Tarantino den Preis für die beste Regie und das beste Drehbuch gewann, lag der Vergleich mit dessen «Inglourious Basterds» nahe, weil hier ebenfalls eine gegen den Strich gebürstete Geschichtsbetrachtung das Gerüst einer vor Fabulierlust überquellenden Story bildete. Man kann «Balada triste» aber auch mit einigen spanischen Klassikern vergleichen, die in den letzten vierzig Jahren mit Francos mörderischem Regime abrechneten. Dabei wirken aber Filme wie etwa jene von Fernando Arabal, Carlos Saura, Vicente Aranda oder Guillermo del Toro neben der verstörenden Wucht von «Balada triste de trompeta» wie harmlose Gutenachtgeschichten“ (Neue Zürcher Zeitung).

„Eine Überwältigungsfantasie, die in ihrem Bilderbombast und ihrer Rotzfrechheit nur vergleichbar ist mit Tarantinos Hitler-Exekution "Inglourious Basterds". Er habe diesen Film drehen müssen, gesteht de la Iglesia, "um einen Schmerz in meiner Seele zu exorzieren, der einfach nicht gehen will...Gegen diese Amok laufenden Clowns wirkt Almodovars Neurosenpersonal geradezu harmlos. De la Iglesia bedient sich wüst und schamlos am Pulp-, Splatter- und Exploitationkino. Kein Wunder, dass Tarantino diesen Film geliebt hat“ (Peter Zander, in: DIE WELT).

„Für den ... rasanten, stilistisch lebendigen, aber substanzlosen bis konfusen Sprint durch eine visuell imposante Filmwelt, die wie eine Collage aus denen Fellinis, Buñuels und Jeunets anmutet, erhielt Iglesia letztes Jahr unerklärlicherweise den Silbernen Löwen für die beste Regie bei den Filmfestspielen von Venedig. Die durchaus erfinderische, manchmal überfrachtete Ästhetik der hysterischen Ausstattungs- und Kostümorgie lenkt aber nur bedingt davon ab, dass die durchaus interessanten Ansätze des Films zunehmend in einem beliebigen Chaos aus extremen Bildern, grellen Tönen und plumpen Provokationen versanden“ (Asokan Nirmalarajah, in: SCHNITT).