Dienstag, 18. September 2012

Bluray-Review: Hugo Cabret


USA 2011 - Originaltitel: Hugo - Regie: Martin Scorsese - Darsteller: Asa Butterfield, Chloë Grace Moretz, Ben Kingsley, Sacha Baron Cohen, Ray Winstone, Emily Mortimer - Prädikat: besonders wertvoll - FSK: ab 6 - Länge: 126 min. 

Paris 1931: nach dem Tod seines Vaters wird der zwölfjährige Hugo (Asa Butterfield) von seinem Onkel in die Gemäuer des Pariser Hauptbahnhofs geholt. Als der Onkel spurlos verschwindet, übernimmt Hugo dessen Arbeit: in einem schier unüberschaubaren Gewirr von Gängen, merkwürdigen Maschinen und gigantischen Zahnrädern sorgt er heimlich dafür, dass alle Bahnhofsuhren täglich aufgezogen werden. Alles, was dem Waisen von seinem Vater (Jude Law) geblieben ist, sind eine defekte mechanische Figur und ein Notizbuch mit Konstruktionsplänen. Als Hugo, der sich mit kleinen Diebstählen über Wasser hält, ausgerechnet Papa Georges (Ben Kingsley mit einer grandiosen Performance), den misstrauischen Besitzer eines Spielzeugladens, bestehlen will, wird er erwischt. Der alte Griesgram behält zur Strafe Hugos Notizbuch, was eine Reihe von Verwicklungen auslöst, die am Ende sowohl das Geheimnis der mechanischen Figur auflösen als auch Licht in die mysteriöse Vergangenheit von Papa Georges bringen. Denn dieser ist kein anderer als Georges Méliès!

Opulentes Kino

„Filme haben die Macht, Träume einzufangen“, sagt irgendwann Méliès zu Hugo. Und tatsächlich könnte der Plot von „Hugo Cabret“ auch von Steven Spielberg sein. Es überraschte ein wenig, dass sich ausgerechnet Thriller-Experte Martin Scorsese (Taxi Driver, Departed, Shutter Island) getraut hat, den märchenhaften Kinderroman „Die Entdeckung des Hugo Cabret“ zu verfilmen.
Herausgekommen ist ein opulentes und fantasievolles Stück Kino, das auch Erwachsenen Spaß machen wird, obwohl Scorsese gelegentlich zu übertrieben an den sentimentalen und burlesken Stellschrauben dreht. „Hugo Cabret“ hat für seine überwältigenden 3D-Bilderwelten Anfang des Jahres fünfmal einen Oscar erhalten, wie zu erwarten in den technischen Kategorien. Scorseses Film lässt in magischen digitalen Bildern das nicht weniger magische analoge Zeitalter aufleben und dort ticken die Uhren noch mechanisch und die gigantische Zeiger einer Bahnhofsuhr sind in solchen Zeiten robust genug, um das Gewicht eines fliehenden Jungen zu halten.

Hier zitiert Martin Scorsese nicht nur eine berühmte Stummfilm-Komödie von Harold Lloyd (Safety Last, 1923), sondern zeigt das Original auch auf der Leinwald. Es sind nicht die einzigen Ausschnitte aus alten Stummfilmen. Denn eigentlich geht es in „Hugo Cabret“ um Hugos Liebe zum Film und damit um Scorseses Hommage an das Kino, und zwar das alte, fast vergessene. Scorsese feiert in 3D die wunderbare Naivität der Stummfilme und die Erfindungsgabe der frühen Kinopioniere, die mit Bildern eines Zuges ihr Publikum in Panik versetzten und auch ohne digitale Tricks eine Reise zum Mond ermöglichten. Hugos Jagd nach seinem Notizbuch wird ihn deshalb in die Welt der Brüder Lumière und mehr noch in die von Georges Méliès führen, dem großen Wegbereiter des phantastischen Kinos. Der kleine Dieb Hugo wird am Ende dem von der Filmwelt völlig vergessenen Kinoveteran zur späten Anerkennung verhelfen.
Scorsese, der uns bislang eher saftige Alpträume vorgesetzt hat, sucht diesmal das Komödiantische, wobei allerdings Charme und Leichtigkeit der Bilder die traurige Grundierung der Figuren nicht immer überspielen können. Scorsese, der lieber in die Abgründe der menschlichen Seele schaut, besitzt halt nicht die bruchlose Naivität eines Georges Méliès. 

Brillantes technisches Niveau: eine Bluray auf Referenzniveau

Nicht alles, wo Bluray auf dem Etikett steht, ist High Def. „Hugo Cabret“ ist fast schon mehr als das – man möchte nicht mit Superlativen sparen. Das Bild ist gestochen scharf, ohne unnatürlich zu wirken. Die Details der Close-ups sind überwältigend, nichts ist auch nur im Ansatz weichgezeichnet, die Gesichtsfarben wirken absolut realistisch. Auch in den Totalen des großen Bahnhofs spielt die Bluray ihre Stärken aus. Man kann sich nicht vorstellen, diesen Film in einer geringeren Auflösung zu sehen. Auch beim Farbtransfer kommt man aus dem Staunen nicht heraus, alles ist fein ausbalanciert und wirkt mit einem warmen Grundton authentisch.
Fazit: Die Besprechung bezieht sich auf die 2 D-Version des Films. Hier gibt es nichts, was auch nur ansatzweise zu bemäkeln wäre.

 Bonus

  • DVD + Digital Copy
  • Auf dem Mond geschossen (Making of, (20 min)
  • Der Kinomagier: Georges Méliès (16 min)
  • Große Effekte, kleine Maßstäbe (6 min)
  • Der Mechanische Mann im Mittelpunkt von Hugo (13 min)
  • Sascha Baron Cohen: Die Rolle des Lebens (4 min)
 


Noten: Melonie = 2, BigDoc = 2, Klawer = 2, Mr. Mendez = 2